Juni

Es dürstet der steigende Tag nach Festen,
junge Wolken gleich bräutlichen Schleiern
gleiten über die Birken nach Westen—
Komm denn und lass uns Feste feiern!

Demanttropfend wartet die Heide,
Knospen geben die Rosen schon,
und aus silbergrünem Getreide
nickt mit leuchtenden Augen der Mohn.

Ueber des Weihers Binsen gaukeln
kleine schillernde Wunderdinge—
auf dem goldenen Ginster schaukeln
morgentrunkene Schmetterlinge.

Aber du lächelst nicht? Weh—ich vergesse
müde geworden sind unsere Hände—

Pulsschlag, Der

Macht hoch die Thür, das Thor macht breit,
denn meine junge Seligkeit
muss da hinein———
Ach—viel zu klein—
das muss viel höher und breiter sein:
Denn die ich pulsend in mir trag',
ist weit wie leuchtender Frühlingstag,
ist mächtig wie Adlersfittichschlag.——
————————
Du Demantseelchen, künde
mir nun: was ist das “Sünde”?
Fliesst's nicht so zart und rührend klar
wie Kindertrauern?
Starrt's nicht so bang und blütenbar
wie Zuchthausmauern?
Das Wort, des Sinn ich nie gefasst,
und dessen Klang ich so gehasst,

Gesunde Mann, Der

Meine Frau ist krank, sie
wird wohl bald sterben;
dann kann ich lachen,
dann werd'ich was erben.
O, wie lieb mir das Leben im Leibe schlägt,
wenn ihr Husten mir das Herz zersägt;
hilf Gott.

Da sitzt sie am Ofen
und lächelt ins Feuer;
die Flammen röcheln
so ungeheuer.
Es kocht die Glut, ein Scheit zerspringt,
und eine ferue Glocke klingt:

Bleiche Nacht

Der Nebel staut sich,
Hütten dunkeln,
Dorfgiebel huschen über Lichtern hin,
noch bleicher scheint die Nacht;
die jagende Wagenkette,
schwenkend, strafft sich,
die Maschine heult Warnung,
und vorbei,
Ein entlaubter Kirchhof,
und wieder kreisen
um mein klirrendes Fenster
die öden Wiesen,
huschen Büsche,
eilt der fahle Streifen Horizont
auf den kriechenden Wäldern hin;
mich fröstelt.

Drei Monate:
da war die Mondnacht anders hier.
Wie auf Wolken
trug der kleine Kahn des stummen Fischers

Du hast empfangen hast gegeben

Du hast empfangen hast gegeben
Wie das gesetz verlangt.
Dir fällt nichts und du machst nicht fallen
Bis aller lauf sich schliesst.
Such nicht nach freuden oder zielen
Nach dem was mehr kann sein:
Der edle schlürft nicht wein des gottes
In gierigem zug hinab.
So wall in der begehung schatten
Auf deine bürde stolz
Und preis die allmacht deren wirbel
Niedich zum abgrund reisst.

Kreuzigung

Längst geübt, zum kahlen Galgenplatze
irgend ein Gesindel hinzudrängen,
ließen sich die schweren Knechte hängen,
dann und wann nur eine große Fratze

kehrend nach den abgetanen Drein.
Aber oben war das schlechte Henkern
rasch getan; und nach dem Fertigsein
ließen sich die freien Männer schlenkern.

Bis der eine (fleckig wie ein Selcher)
sagte: Hauptmann, dieser hat geschrien.
Und der Hauptmann sah vom Pferde: Welcher?
und es war ihm selbst, er hätte ihn

den Elia rufen hören. Alle

An Sabine

Das farbenlaub umschlang die sage
Von manchem weh des sommerbrands
Als eine reife süsse klage. .
Und unsre wünsche pochten minder
Bei glück und träne schöner kinder—
So waren alle diese tage
Von blum und frucht ein duftiger kranz.

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