Waise und Stiefmutter

1. Einst war ein Mädchen sehr arm,
das keine Mutter mehr hat,
und als es groß genug
und ihren Vater frug:

2. »Ach Vater, ach Vater mein,
wo weilet mein Mütterlein?« —
»Dein Mütterlein schläft so fest,
dass es sich nicht wecken lässt.«

3. Und als dies vernommen das Kind,
eilt es zum Friedhof geschwind,
grub mit dem Fingerlein
tief in die Erd' hinein.

[Refrain:]
»Kehr heim, mein Kind, kehr heim,
eine andere Mutter ist dein.« —
»Eine andere Mutter jawohl,
aber nicht so gut wie du.«

4. Und kämmt sie mir morgens das Haar,
mein Haupt es blutet fürwahr,
kämmst 's [du es] liebste Mutter mir du,
ich bete dir still dazu.

[Refrain: Kehr heim …]

5. Und wäscht sie mir morgens die Händ'
ihr Fluchen das nimmt gar kein End',
wäschst 's [du es] liebste Mutter mir du,
ich bete dir still dazu.

[Refrain: Kehr heim …]

6. Und gibt sie mittags das Brot,
sie wünscht mir täglich den Tod,
gib 's liebste Mutter mir du,
ich bete dir still dazu.«

[Refrain:]
»Kehr heim, mein Kind, kehr heim,
sag's deinem Vater allein,
bring' deinem Vater die Kund',
dass ich dich hol' in nächster Stund.«
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