Auf das Absterben eines Bruders

Wo ist der, den ich Bruder nannte,
Fur dem mein junges Herz entbrannte,
So bald ihn nur mein Auge sah?
Wo ist er hin, um den ich klage,
Er, der Gespiele meiner Tage,
Sagt, ist mein Fritzchen nicht meht da?

Sagt, soll ich ihn nicht wieder sehen,
Nicht mehr mit ihm vertraulich gehen,
Nicht mehr in seinem Arm mich freun?
So soll kein Lenz uns mehr entzucken,
Soll ich ihm keine Veilchen pflucken,
Nicht mehr sein liebes Hannchen seyn?

So soll, mir eine Lust zu machen,
Sein Auge nicht mehr auf mich lachen,
Und bin ich kunftig nun allein?
Der May mit allen seinen Scherzen,
Wird meinem jugendlichen Herzen
Kein angenehmer Monath seyn!

Da werd ich einsam trauren mussen!
Der Tod hat mir den Freund entrissen;
Und sein Verlust erschreckt mich sehr!
Da wird kein Tag mir schon erscheinen,
Ich werd ihn sehn, und werde weinen,
Denn mein Geliebter ist nicht mehr!

So klagt die Braut, und ihre Zahre
Fallt ihrem Brautigam zur Ehre,
Die sie hin aut sein Grab verweint!
Ja, Freund, ja in den kunftgen Tagen
Will ich um Dich noch zartlich klagen,
Du warst fur mich der liebste Freund!

Und wenn die Krankheit bald entweichet,
Die itzt durch meine Adern schleichet,
Dann soll Dein Grab begrußt mir seyn!
Hier will ich meinen Schmerz empfinden,
Und Kranze dann aus Rosen winden,
Und auf Dein werthes Grab sie streun!English
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