Der blinde Geiger

Es sitzt ein blinder Geiger
Am Markt und spielet auf:
Viel Leute gehn vorüber,
Doch Niemand höret drauf.

Er spielt die schönsten Weisen
Recht aus des Herzens Grund,
Und gibt in Sehnsuchtstönen
Sein tiefstes Leben kund.

Die Leute gehn und schauen
Hinauf am nächsten Haus:
Da sieht ein großer Affe
Vornehm zum Fenster 'raus!

Ein junges Kind nur einzig
Bleibt bei dem Geiger stehn,
Und gibt ihm einen Heller
Mild im Vorübergehn.

Die arme Dirn' ist thöricht,
Weil sie der Herzwurm plagt;
'S ist eine böse Krankheit,
Dem Himmel sey's geklagt!

Wohl weiß ich, was sie heilet;
Doch ist das Mittel rar;
Die Meisten siechen ewig,
Und Viele sterben gar.

Ich selbst, ich bin der Geiger
Und spiele mich in Schlaf;
Wer aber ist der Affe?
Man sagt, er sey ein - Graf!

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