An Konig Ludwig von Bayern

1828.
Bei Zueignung der Todtenkränze.

Ich bin gekrümmt vor Fürsten nie gekrochen,
Ich habe nie nach ihrer Gunst begehrt,
Ich habe nie ein Schmeichelwort gesprochen;
Doch Ehrfurcht zollt' ich dem, der Ehrfurcht werth!

Du wirst mich nicht mitzählen zu der Menge,
Die, feil und staubgewohnt, sich Jedem bückt,
Die sich mit gleichem jubelnden Gedränge
Um Antonin so wie um Nero drückt.

Nicht, weil Du König bist, nah' ich dem Throne,
Miguel und Ludwig gelten mir nicht gleich,
's ist nicht der Glanz der königlichen Krone,
Es ist Dein Herz, das groß Dich macht und reich!

Es ist der hohe Mensch, dem ich mich neige,
Noch größer, weil er einsam und allein;
Es ist der freie Geist, dem ich mich beuge,
Es ist der Wille, edel, fest und rein!

Du sahst aus alter Zeit die neue sprossen,
Und ihrem Zuge hast Du Dich vertraut,
Du hast dem Licht dein Auge nicht verschlossen,
Dir hat vor seinem Glanze nicht gegraut.

Wie Siegfried bei dem Hort der Nibelungen,
Schlugst Du den Zwerg, der schwächre Kämpen schreckt,
Daß er, der feindlich auf Dich eingedrungen,
Nun dienstbar sich zu Deinen Füßen streckt.

Und wie Arion, in dem Kampf der Wogen,
Die Fluthen zähmt, die Leyer in der Hand,
Ihn die Delphine freundlich spielend zogen,
Den königlichen Sänger, an den Strand:

So stehst Du ruhig und der Sturm der Zeiten
Tobt fern von Dir, wo sich kein Meister zeigt,
Kein kund'ger Geist, ihn spurlos abzuleiten,
Und hoch das Meer sein Ufer übersteigt! -

Zieh' Deine Bahn, laß Dich die Welt nicht stören,
Die jedes Hohe mißzudeuten strebt;
Dein Lob laß andern Zeiten angehören,
Wenn lang' vergessen, die sie jetzt erhebt!

Glück auf, o Königsaar, zu Deinem Fluge,
Breit' Deine Schwingen, steig' der Sonne zu!
Nichts hindre Dich! - Im niedern Wolkenzuge
Blitzen die Wetter, doch im Licht ist Ruh'!

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